Kunstradfahren

Die Anfänge

Bereits im 19.Jahrhundert wurde Kunstradsport in den USA von Radakrobaten wie Nikolas Edward-Kaufmann und John Featherly betrieben und sie verdienten auch ihren Lebensunterhalt damit. War es zu jener Zeit eher die Beherrschung des Fahrrades und das Fahren einer bestimmten Wegstrecke, hat sich der Kunstradsport zu einer technischen Disziplin entwickelt, welche im Leistungssport auch vor Sportphysik und Sportpsychologie keinen Halt macht. In die Zeit der Entwicklung des Fahrrads (1850-1870) fiel auch die Erfindung des Einrads. Eigentlich wurde das Einrad fast zeitgleich zweimal unabhängig voneinander erfunden.

Auf der einen Seite gab es Konstrukteure, die ein einrädriges Gefährt bauen wollten und dabei viele kuriose Fahrzeuge erfanden. So wurde etwa 1853 in Frankreich ein einrädriges Tandem zum Patent angemeldet, bei dem die beiden Fahrer rechts und links eines sehr großen Rades auf die Achse gestützt vorwärts liefen bzw. hüpften. Auf der anderen Seite entstand das Einrad als ein Folgeprodukt der damaligen Hochräder, die mit Tretkurbeln am Vorderrad angetrieben wurden. Da starr am Rad montierte Kurbeln keine Übersetzung zulassen, bekamen Hochräder im Laufe der Zeit immer größere Vorderräder, um schneller fahren zu können. Gleichzeitig verkümmerte das Hinterrad zu einem kleinen Stützrad. Daraus entstand zunächst die Idee, das komplette Rad leicht nach vorne zu kippen und nur auf dem Vorderrad zu fahren, so daß das Hinterrad in der Luft hing. Der nächste Schritt bestand dann darin, das Hinterrad komplett abzumontieren. Alexander Giovanni Battista Scuri baute ein Einrad, das den heutigen Einrädern schon sehr ähnlich war, als Relikt der Hochräder allerdings noch einen Lenker hatte.

 

Wo wird Kunstradsport betrieben

Kunstradfahren wird überwiegend in den mitteleuropäischen Ländern wie Deutschland, Schweiz, Österreich, Tschechien, Frankreich und Belgien ausgeübt. Allerdings haben in den letzten Jahren Nationen aus dem asiatischen Raum, zum Beispiel in Japan, Hongkong, China und Malaysia nachgezogen.
Das Einradfahren ist eine eigenständige Disziplin innerhalb des Kunstradfahrens und wird mit 4er bzw 6er Mannschaften ausgetragen.

 

Worauf es ankommt

Das Kunstradfahren stellt vor allem hohe Anforderungen an die technischen und koordinativen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Sportlers. Präzise Ausführung der einzelnen Bewegungsabläufe, graziöse Körperhaltung, turnerische Elemente untermalt mit entsprechender Musikbegleitung macht die Ästhetik und Faszination der Sportart aus.

 

Wettbewerbe

Wettbewerbe werden beim Kunstradfahren in verschiedenen Disziplinen ausgetragen: Einer-, Zweier-, Vierer- und Sechser-Kunstradfahren sowie Vierer- und Sechser-Einradfahren.
Das Einer- und Zweier-Kunstradfahren ist dabei mit dem Geräteturnen vergleichbar. Es beinhaltet Sprünge, Gleichgewichts-, Kraft- und Halteübungen. Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Ausführung ist das instabile Fahrrad.

 

Disziplinen

In den Disziplinen 1er und 2er Kunstradsport der Männer bzw. Frauen werden Weltmeistertitel und im Juniorenbereich Europameistertitel vergeben. Darüber hinaus werden in Deutschland, der absoluten Hochburg des Kunstradsports, nationale Meisterschaften im 4er und 6er Kunstradfahren der Männer und Frauen bzw. im 4er und 6er Einradfahren der Männer und Frauen ausgetragen. Die Meisterschaften werden auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene , in den Kategorien Elite (Männer und Frauen ab 18 Jahren), Junioren und Juniorinnen (15 bis 18 Jahre) sowie Schüler und Schülerinnen (bis 14 Jahre) ausgetragen.

 

Kunstradfahren - Kleine Regelkunde

Das "Spielfeld" der Kunstradfahrer - die Fahrfläche - ist bei internationalen Wettbewerben 14 Meter lang und 11 Meter breit.
Die Vortragsdauer beträgt für die Elite- Junioren- und für die Schülerklasse 5 Minuten. Als kleine Einteilungshilfe für den Fahrer/in ertönt alle 60 Sekunden ein Signal.
Für einen Wettbewerb stellen die Sportler eine Kür zusammen. Dabei wählen sie die Übungen aus einem internationalen genormten Reglement aus. Jede Übung hat einen der Schwierigkeit entsprechenden Punktwert. Die maximale Anzahl der Übungen wird nach Altersklasse und Disziplin wie folgt begrenzt:

Disziplin Elite, Junioren (ab 15 Jahren)
Wettkampfdauer: 5 Minuten
Schüler (bis 14 Jahre)
Wettkampfdauer: 5 Minuten
1er Kunstradfahren 30 Übungen 25 Übungen
2er Kunstradfahren 25 Übungen 20 Übungen
4er Mannschaftsfahren 25 Übungen 25 Übungen
6er Mannschaftsfahren 25 Übungen 25 Übungen

Die Schüler sind zusätzlich noch in 3 Klassen eingeteilt:
Schülerklasse D bis 8 ~, Schülerklasse C bis 10 ~, Schülerklasse B bis 12 ~ und Schülerklasse A bis 14 Jahre.
Die Begleitmusik ist frei wählbar.
Bewertet werden Schwierigkeiten (Inhalt) und Ausführung einer Kür - also wie beim Eiskunstlaufen.

 

Punktabzüge bei der Schwierigkeit gibt es unter anderem

  • wenn bei einer Figur nicht die vollständige Wegstrecke in Form einer einfachen Runde (eines kompletten Kreises) oder einer "Acht" (einer so genannten Wechselrunde) zurückgelegt worden ist.
  • wenn eine Figur (z.B. ein Handstand) abgebrochen oder gar ganz ausgelassen wird
  • wenn die festgelegte Zeit von 5 Minuten überschritten wird.

 

Punktabzüge bei der Ausführung erfolgen unter anderem

  • bei "nicht flüssiger" Fahrweise
  • bei schlechter Haltung
  • bei Überfahren der Flächenbegrenzung
  • bei Berühren des Bodens mit den Füßen oder gar Stürzen

Die erreichte Gesamtpunktzahl ergibt sich schließlich, wenn die Summe der Fehler aus Schwierigkeit und Ausführung von der aufgestellten Gesamtpunktzahl abgezogen worden ist.

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