Geschichtliches: Die Geburtsstunde des Radballs
Radball wurde am 14. September 1893 in den USA zum ersten Mal gespielt.
Dies geschah aber unter seltsamen Umständen. „Eines Tages“ erinnerte sich Nicholas Edward Kaufmann, der berühmte Kunstradfahrer vor der Jahrhundertwende, „eines Tages lief mir ein kleiner Hund vors Rad, rasch hob ich das Vorderrad und beförderte damit den Mops so sanft es ging aus dem Wege - mich vor dem Sturz und das Tier vor Verletzung rettend.“ Dieses Kunststück per Zufall präsentierte der amerikanische Radakrobat bald darauf im überfüllten Washingtonring seiner Heimatstadt Rochester der Öffentlichkeit : ein kleiner Poloball war „Mopsersatz“, ein anderer Kunstfahrer, John Featherly, war sein Spielpartner. Man sprach von der Geburtsstunde des Radballs.
Die damaligen Räder waren noch sehr primitiv im Gegensatz zu den heutigen Rädern. Das Duell „hoch zu Roß“ wurde auf einer Art Hochrad, dem American-Star-Bycicle gespielt. Die Sportart wurde schnell populär und kam auch bald über den großen Teich nach Europa. Zwei kesse Berliner Kunstradfahrer, Paul und Otto Lüders vom Bundesverein Sport Berolina, waren 1901 die ersten Europäer, die offiziell Radball spielten. In Gasthofsälen, Turnhallen, auf Sportplätzen – überall wo Parkett- oder ähnlich harter Boden war, spielten die Kunstradfahrer Radball. Meistens zwei gegen zwei, oder auf dem Rasen auch sechs gegen sechs. Zweier-Radball als auch Sechser-Rasenradball wurden schon 1930 Weltmeisterschaftsdisziplin.
Erste Titelträger im Zweier wurden in Leipzig die Dresdner Scheibe/ Bernd. Auf dem Rasen triumphierte in Antwerpen allerdings das Sextett aus Frankreich über Deutschland, vertreten durch Wanderlust 05 Frankfurt, das sich später dreimal den Titel holte. Während das Radballspiel zu sechst dem Fünferradball gewichen ist (hier gibt es jedoch keine internationalen Meisterschaften), ist der Zweierradball beliebt wie eh und je und mittlerweile sogar im fernen Japan, Singapur und Malaysia populär.
Dominierend freilich sind weiterhin die Europäer. Anfangs war Zweier Radball "das" Spiel der Deutschen. Von 1951 bis 1954 und 1956 waren Willi und Rudi Pensel Vizeweltmeister und 1955 und 1957 Weltmeister. Danach wurden dann die Schweizer weltmeisterlich. Anschließend 1965 – 1989 kam das weltbeste Radballpaar aus der Tschechoslowakei. Jan und Jindrich Pospisil, die sage und schreibe 21 mal den Weltmeistertitel errangen. Nach ihrem Rücktritt errangen 1990 die Gebr. Steinmeier und 1991 und 1992 die Gebr. King die Weltmeisterschaft. 1993 fanden die Weltmeisterschaften erstmals außerhalb Europas in Hong Kong statt. Hier konnte sich die Schweiz nach 33 Jahren endlich den Titel wieder sichern. Nach wechselnden Titelträgern gelang 2002 mit Jiricek/Loser erneut zwei Eidgenossen der große Erfolg.
Radball beim rmsc
Der Radballsport ist seit dem Neuanfang nach dem 2.Weltkrieg die dominierende Sportart im rmsc. Wenngleich auch in anderen Disziplinen unseren Sportlern größere Einzelerfolge beschieden waren, liegt der Schwerpunkt, was Trainingsaufwand und Spielbetrieb in den verschiedenen Spielklassen anbelangt, eindeutig beim Radball.
Von der Schülerliga bis zur Oberliga in Nordbaden waren unsere Sportler all die Jahre stets stark vertreten. Im Landesverband ist der rmsc seit Jahrzehnten ein wichtiger Teil des Radballsports. Er ist Ausrichter von zahlreichen Spieltagen, er stellt Funktionäre wie z.B. den langjährigen Landessportleiter oder den aktuellen Verbandstrainer und etliche Sportler sind auch als Schiedsrichter im Einsatz.
Nach den Anfangsjahren in der „Schäumenden Alb“ und der „Krone“ in Bulach sowie dem langjährigen Domizil im Bulacher Rathaussaal, haben unsere Aktiven ihre Trainings- und Heimspielstätte seit über 20 Jahren in Oberreut. Dieser Stadtteil birgt eigentlich ein unerschöpfliches Reservoir an Nachwuchs, jedoch ist es uns all die Jahre nur selten gelungen, Jugendspieler über die Pubertät oder andere kritische Phasen hinaus langfristig an den Verein zu binden. Dies obwohl sportliche Erfolge im Nachwuchsbereich auch überregional regelmäßig zu verzeichnen waren. Hier gilt es neue Wege zu gehen und ein möglicher Ansatz könnte z.B.: die aktuelle Zusammenarbeit mit der Gesamtschule in Oberreut sein.
Auch wenn unseren Sportlern der Sprung an die absolute Spitze bisher versagt blieb, gab es über die Jahre etliche Radball-Highlights. Erwähnt seien nur die Qualifikation von G.Ruf/E.Wachter 1975 für die 1. Bundesliga, die WM-Teilnahme von Daniel und David Cortes 1996 in Épinal (F) oder die Finalteilnahme von Michael Fabian/Daniel Cortes im Bundespokal der Jungamateure. Regional ist die Bilanz der rmsc-Radballer sehr erfreulich.